Local SEO: Google My Business richtig nutzen
Was steckt hinter Local SEO?
Der Suchbegriff „Local SEO“ ist in Mode: Das Thema generiert auf der deutschen Google-Suche immerhin 6,3 Mio Suchergebnisse und wird stetig nachgefragt. Agenturen bewerben in der Google-Suche ihre Dienstleistungen dazu. Wenn also die Beratung zu Local SEO ein Geschäftsmodell ist, dann kann das Grund genug sein, sich als Agentur, aber auch als Unternehmen für einen Augenblick damit zu beschäftigen. Lesen Sie hier, auf welchen interkativen Plattformen Firmen neben Google My Business noch unterwegs sein sollten.
In diesem Beitrag geht es um folgende Themen:
- Was ist Local SEO und warum sollten Betriebe darauf achten?
- Wer braucht Local SEO?
- Spezialfall Autohändler
- Kann man sich gegen schlechte Bewertungen wehren?
- Ein Google-Monopol auf Bewertungen?
Was ist Local SEO?
Wie immer bei Suchmaschinen-Optimierung, geht es bei „Local SEO“ um das „gefunden werden“. Kennt sich jemand in einer Stadt noch nicht aus oder benötigt eine Dienstleistung, die man bisher noch nicht in Anspruch genommen hat, nimmt diese Person vielleicht die Gelben Seiten in die Hand. Wahrscheinlicher ist es, dass die Leute „Ok, Google“, „Alexa“ oder „Siri, wo finde ich…“ in ihr Endgerät sprechen. Schließlich wird die oder der Suchende bei einer Suchmaschine landen und sich dort umschauen.
Was ist nun anders als bei der gewöhnlichen Suche? Die Algorithmen sind dieselben, doch das Suchinteresse ist mit Blick auf den Ort unveränderlich. Bei der Suchanfrage „Welche Pizzeria ist an meinem Standort die beste?“ möchte niemand Ergebnisse von einem Ort 50 km entfernt angezeigt bekommen. „Local SEO“ bedeutet die Optimierung auf alle Anfragen, die Produkte oder Dienstleistungen an einem nicht zu verändernden Ort erbringen. Darunter fallen viele alltägliche Suchanfragen, z.B. Handwerker oder Fachgeschäfte.
Google My Business nutzen
Sieht man sich Einführungsbeiträge zu „Local SEO“ an, z.B. auf auf Ryte.com oder von BrightLocal (bei letzteren ist das Ziel der Maßnahmen schon im Namen: „Örtlich Strahlend“), dann fällt neben den dort beschriebenen (un)bekannten Rankingfaktoren der Suchmaschinen ein weiterer Google Dienst auf: Google My Business. Dieser Dienst ist von Google explizit für Geschäfte mit physikalischem Standort geschaffen. Ein einzelnes Postfach reicht z.B. für die Registrierung nicht aus, es muss schon eine echte Adresse sein.
Im Google My Business können Firmen kostenlos alle relevanten Informationen eintragen und aktualisieren: Telefonnummern, Öffnungszeiten, postalische Adressen. Die einzige technische Hürde ist ein Google-Konto, mit dem der Eintrag gesteuert werden kann. Für komplexere Firmenstrukturen oder wenn man eine Agentur beschäftigt, kann man sogar mehrere Google-Konten einem My Business Eintrag zuordnen.
Wer braucht es besonders? Firmen mit Standorten
Wenn wir unsere Kundenliste einmal durchgehen, leuchtet ein, dass es fast alle brauchen. Doch je nach Geschäftsmodell benötigt es unterschiedliche Strategien und Herangehensweisen. So hat die Firma Feinwerkbau aus Oberndorf im Google My Business zwar Kontaktmöglichkeiten hinterlegt, um für ihre Endkunden da zu sein. Doch der Vertrieb läuft in Deutschland und Europa dezentral über von Feinwerkbau unabhängig operierende Fachhändler. Daher erscheint kein weiterer Feinwerkbau-Eintrag in der Google Suche für „Feinwerkbau Hamburg“, obwohl dortige Händler sehr wohl deren Sportgeräte anbieten.
Eine andere Konstellation liegt beim Sanitär- und Heizungsbetrieb Sturm vor. Zusätzlich zum SHK-Geschäftsfeld, eröffnete Sturm im Sommer 2018 den Elektrofachbetrieb Sturm Elektro an derselben Adresse in Sulz am Neckar. Nun gibt es also zwei Einträge bei Google My Business, die separat gepflegt werden: Telefonnummer, Bildmaterial und Bewertungen laufen unabhängig voneinander. Diese Trennung der Einträge aufgrund der Trennung der Firmen ist explizit von Google vorgesehen.
Spezialfall Autohändler
Eine bemerkenswerte Ausnahme von der Regel „Jeder Geschäftssitz bekommt nur einen Eintrag“ gilt für Autohändler. Es ist möglich, für jede Automarke, die man vertreibt, einen eigenen Eintrag einzurichten. So twitterte es auch kürzlich der offizielle Google My Business Account:
Eigentlich klingt das Vorgehen plausibel, denn viele Autohändler vertreiben Marken derselben Konzernfamilie, die aber ganz andere Kundengruppen ansprechen: Renault und Dacia, VW und Seat, Chrysler und Jeep etc. Die Reaktionen auf Twitter sind allerdings eindeutig negativ:
Online-Marketer fürchten sich wegen dieser Regelung vor Spam-Einträgen. Interessant ist diese Google-Ausnahme schon, denn sie gilt spezifisch nur für Neuwagen-Händler, nicht Gebrauchtwagen-Händler. Es wird somit eine Zwei-Klassen-Gesellschaft eröffnet. Einerseits ist zwar die Vertriebskonstellation bei Autohändlern nachvollziehbar, andererseits lässt sich schwerlich rechtfertigen, warum diese Ausnahme nur für sie gilt. So könnte man als Händler von Sportwaffen argumentieren, einen Eintrag nur für Feinwerkbau-Produkte einzurichten und einen Eintrag für Produkte anderer Hersteller. Oder als Fachbetrieb für Sanitär, einen Showroom mit Duravit-Produkten und einen für Villeroy & Boch usw. usf…
Kann man sich gegen schlechte Bewertungen wehren?
Grundsätzlich nein. Insbesondere Bewertungen ohne Rezensionstext können nicht entfernt werden. Auf Smartphones werden diese aber ohnehin nicht angezeigt und spielen für die Wahrnehmung eine untergeordnete Rolle. Außerdem erkennen Menschen sehr schnell, ob eine Rezension sachlich ist oder nicht und fügen diese in ihre Gesamtwahrnehmung einer Firma ein.
Bestimmte Bewertungen oder auch Bilder können jedoch von Google wieder entfernt werden, wenn sie den Richtlinien widersprechen, z.B. weil die Rezension für diesen Ort nicht relevant ist. Was ist nicht relevant? Ein Beispiel aus Sicht von Team Kipp ist eine Rezension für das Fachgeschäft Topf und Pfanne in Mannheim: Es gibt eine Bewertung, die offensichtlich nicht für dieses Fachgeschäft bestimmt ist.
Rezensionen melden
Die Inhaber könnten in ihrem MyBusiness-Profil die Bewertung melden (Rezensionen -> Klick auf Drei Punkte -> Melden). Eine kreative Antwort, wie in diesem Fall, ist natürlich auch möglich und nützlich: Schließlich sollen die (möglichen) Kunden sehen, dass diese Firma ein echtes Interesse hat, mit Kunden zu interagieren.
Ein Google-Monopol auf Bewertungen?
Bewertungen sind fast so alt wie das Internet für Konsumenten: Einem Tech-Giganten wie Amazon verleihen die Aussagen echter Käufer Nähe und Authentizität, für alle anderen gibt es Trusted Shops. Auf TripAdvisor oder HolidayCheck kann man sich umfassend bei der Reiseplanung informieren. Für viele Konsumenten gibt es, beliebt vor allem in Nordamerika, schon lange die Möglichkeit, allen denkbaren Betrieben 1 bis 5 Sternen zu verteilen: Nämlich auf Yelp. Eine englischsprachige Dokumentation über den Aufstieg und Fall von Yelp hat CNBC produziert: Im Jahr 2011 klagte Yelp gegen Google, da Google ohne Vereinbarung deren Bewertungen in der Google-Suche anzeigen.
Mittlerweile spart sich Google den Umweg über Yelp und hat mit Google My Business eine eigene Plattform geschaffen. Yelp ist an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig, denn sie haben durch ihre Geschäftspraxis selbst schlechte Presse verursacht. Ob Google ohne die negative Entwicklung des ehemals wichtigsten Marktteilnehmers in das Bewertungsbusiness eingestiegen wäre, ist Spekulationssache. Festzuhalten ist jedoch, dass sie es geschafft haben, einen bedeutenden Bereich des Internets für sich zu vereinnahmen.